Tagebuch zu meinen Besuchen in der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden
2019 · 2020 · 2021 · 2022 · 2023 · 2024
(Dauer: ca. 45 Minuten · siehe auch Eintrag vom 06.09.2023)
(Dauer: ca. 20 Minuten)
(Dauer: ca. 10 Minuten)
(Dauer: ca. 45 Minuten)
Das Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz öffnete für einen Tag seine Pforten. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe der Freien Presse „Unentdeckte Orte“ stellte der „Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e. V.“ am historisch-authentischen Ort die Pläne für den neuen Lernort der Demokratie vor.
Es war die letzte Besichtigungsmöglichkeit vor dem Umbau.
Ich fuhr jedoch insbesondere wegen Herrn Michael Schlosser nach Chemnitz, um vor dem ehemaligen Freikauf-Hafttrakt B den dritten Nachbau seines Fluchtflugzeuges zu bestaunen. Sogar ein kurzes Surren und Schnurren des Propellers war mir vergönnt. :-)
An jedem letzten Sonntag im Monat wird kein Eintrittsentgelt erhoben. Alle Ausstellungsbereiche können an diesem Tag kostenlos in Augenschein genommen werden.
Zudem bleibt an so manchen Tagen genügend Raum und Zeit für spontane, individuelle Begegnungen mit dem einen oder anderen Gesprächspartner, auch am Wochenende, im „Forum GeBeEssum“.
(siehe auch Eintrag vom 01.05.2022)
Dabei wurden die beiden grundlegenden Zeitabschnitte, die die Erinnerungsstätte über die beiden Hauptbereiche ihrer Ausstellung, den sowjetischen Haftkeller und das Stasi-Untersuchungshafthaus, repräsentiert, mit profundem Geschichtswissen sehr gut ausbalanciert dargestellt.
An insgesamt elf Stationen wird nicht nur informativ, sondern auch emotional Auskunft über die Epoche der späten Stalin-Zeit in der DDR gegeben.
(siehe auch Eintrag vom 31.10.2022)
Die Anzahl der Untersuchungshäftlinge (8.000) und der Einwohner des Bezirks Dresden (1,7 Mio.) sind der Quelle[1] entnommen.
(siehe auch Eintrag vom 01.06.2022)
Lebendige Gespräche, die die Besucher sehr zu schätzen wissen.
(siehe auch Einträge vom 26.11.2022 (Interview 1), 17.05.2023 (Interview 37), 10.06.2023 (Interview 4 und 5), 17.06.2023 (Interview 13 und 29), 19.07.2023 (Interview 33) und 13.09.2023 (Interview 34))
Montag, dem 16. März 2020, um 18:00 Uhr,
––– Ausfall –––
Bei kostenlosem Eintritt sind zwei Stunden autobiographischen Wortes avisiert. Zu Gehör gebracht wird aus dem Buch „Meine Akte“ das letzte Kapitel „Der Schmuggel über die Zeitgrenze“. Eine sich anschließende vitale Diskussion sei selbst‑redend erwünscht.
(siehe auch Eintrag vom 04.10.2021)
Zu tun hatte ich, über die Stimmen von Schaupielern, mit Tätern und Opfern, die mir sagten, „wo es langgeht“. – Und ich tat, wie mir geheißen ...
(siehe auch Eintrag vom 09.03.2020)
(siehe auch Eintrag vom 02.01.2020)
(siehe auch Eintrag vom 01.02.2020)
Unglücklicherweise konnte für das stark überholungsbedürftige Luftfahrzeug bis jetzt kein geeigneter, würdevoller neuer Auf- bzw. Ausstellungsort gefunden werden.
Glücklicherweise gibt es außerhalb der Einrichtung einen liebevoll gepflegten dritten Nachbau des Fluggerätes, für dessen Bild- und Video-Verlinkung mir Photograph und Pilot ihre Einwilligung erteilt haben.
Es bleibt zu hoffen und zu wünschen, daß in der neuen, im Aufbau befindlichen Dauerausstellung der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden der zweite Nachbau des Flugzeuges mit einem ebensolchen Attribut Platz findet, wie sein Nachfolger es schon immer hatte: liebevoll gepflegt.
(siehe auch Eintrag vom 12.08.2023)
Es begegnen sich „Menschen unterschiedlicher Generationen und Herkunft, sie kommen miteinander ins Gespräch, fragen nach, diskutieren oder entspannen [...].“[2]
Ich habe derartiges Zueinanderfinden bereits für die heutige Zeit hier im Tagebuch mit dem Begriff „Forum GeBeEssum“ verbunden. Der persönliche, individuelle Dialog mit Besuchern ist außerordentlich bereichernd für das Gesamtverständnis der Geheimdienst-Problematik – kann doch von beiden Seiten unmittelbar auf den jeweiligen Gegenüber eingegangen werden und ein lebendiges Gespräch in Gang kommen.
Die Zukunft hat also schon begonnen ...
Zum anderen wurde ich auf eine Veranstaltung aufmerksam, die zum diesjährigen Tag des offenen Denkmals am
Sonntag, dem 11. September 2022, um 10:00 Uhr,
(siehe auch Eintrag vom 11.09.2022)
Die Bild- und Tondokumente, die dazu bis Ende Oktober 2022 in der GBS Dresden erstellt, in einen Dokumentarfilm einfließen, im Zeitzeugenarchiv der Gedenkstätte archiviert und auf den dortigen Medienstationen gezeigt werden[4], geben uns in Bälde Antwort auf diese Frage.
Bis dahin favorisiere ich zur Informationsgewinnung weiterhin die herkömmlichen, das Kernanliegen der Erinnerungsstätte zum Ausdruck bringenden Zeitzeugen-Aussagen, die durch das zukünftige Nebeneinander beider Epochen auf den Medienstationen hoffentlich nicht in ihrer Bedeutung geschmälert oder verwässert werden.
Zur Erinnerung: Es waren zwei Geheimdienste, die nach 1945 am Dresdner Elhang leid‑lich und pein‑lich ihr Unwesen getrieben haben und deren Zeitzeugen wie bisher im Mittelpunkt stehen sollten.
(Dauer: ca. 120 Minuten · siehe auch Eintrag vom 07.08.2022)
Soviel zum Thema „Besucher-Service“. :-(
Johann Sebastian Bach · Kurt Masur · Toralf Dörre 1 · Toralf Dörre 2 · Roland Jahn.
Darüber hinaus stellt das „Archiv Bürgerbewegung Leipzig“ zu den Geschehnissen eine beispielhafte Dokumentation zur Verfügung.
... und Leipzig brummt auch zum Lichtfest. :-)
(siehe auch Eintrag vom 09.10.2023)
Besonderes Augen- bzw. Ohren-merk legte ich hierbei auf den Wasserkarzer. Dieser war ein mittelgroßer, leerer Raum, der knöchelhoch mit eiskaltem Wasser und Fäkalien gefüllt war.
Ein Zeitzeuge berichtete, daß er darin, nur bekleidet mit einer Unterhose, im Januar 1951 bei geöffnetem Oberfenster stundenlang stehen mußte. Hinkauern konnte er sich nicht, weil sein Gesäß naß geworden wäre. Er sprach von einer Zeitdauer von 20–24 [sic] Stunden, die er dort – zusammen bzw. im Wechsel mit Vernehmungen und Einzelhaft – verbrachte.[5]
(siehe auch Eintrag vom 25.01.2020)
Ferner gibt es über meinen ersten Tag im Westen – heute vor genau 33 Jahren – im Projekt LITERA einen Reisebericht.
Fazit: Die Stasi war nicht nur „GHG“, sondern auch ein Analyse-Instrumentarium für viele Bereiche der Wirtschaft (hier: Landwirtschaft).
Der Zeitzeuge war 1946 wegen Spionage-Verdachtes in der Villa Madaus in Untersuchungshaft. Er wurde zu den Vernehmungen durch den NKWD/MGB in die Villa Elysium geführt.
Im Jahr 1947 beteiligte er sich als Maurer-Lehrling am Bau der Zellen des sowjetischen Kellergefängnisses im ehemaligen Wohnhaus „Heidehof“.
Villa Elysium: | Bautzner Str. 110 | |
Villa Madaus: | Bautzner Str. 114 | |
Heidehof: | Bautzner Str. 116 |
Unglückseligerweise wurde die Medienstation schon um 17:00 Uhr automatisch heruntergefahren. Sie befindet sich offensichtlich noch im Sommerzeit-Modus. :-(
(siehe auch Eintrag vom 09.02.2020)
Daneben erhielt der Verein zu seinem Vierteljahrhundert-Gedenktag für die Bibliothek der Erinnerungsstätte von mir das dreiteilige Werk
Александра Исаевича Солженицына.
(siehe auch Eintrag vom 05.12.2023)
Ein Hörbeitrag des Deutschlandfunks rundet das Thema ab.
... ein gelungenes „Forum GeBeEssum“.
(Dauer: ca. 90 Minuten)
Zudem kam ich kurz mit einer Besucherin ins Gespräch, die ich, neben der hiesigen neuen Dauerausstellung, auch auf jene des „Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e. V.“ in Chemnitz aufmerksam machte. Diese befindet sich ebenfalls im Aufbau und wird im Oktober[9] dieses Jahres eröffnet.
Überdies war es für mich als Elektrotechniker durchaus beglückend zu erfahren, daß der Motor zum Öffnen und Schließen des Bühnenvorhanges des MfS-Festsaales vom VEB Elektromotorenwerke Thurm im Jahre 1959 gefertigt wurde – verbrachte ich doch vor vielen Jahren während des Studentensommers einmal drei Wochen in diesem Betrieb.
In der dritten Etage des Hafthauses kam ich mit einem Besucher aus Thüringen ins Gespräch. Über den Näh- und Bügelraum beschrieb ich ihm die SGAKs der Frauen und Männer, beleuchtete den Haftalltag und die Verhöre, kam auf die über 9.000[10] ehemaligen Stasi-Objekte zu sprechen, verglich die Methoden der Stasi mit denen des NKWD/MGB.
Ferner tauschten wir uns zum Prager Frühling aus, den ich ansatzweise im Jahr 1968 beim Heidelbeerpflücken (!) in einem Wald (siehe Markierung) zwischen dem Hermsdorfer Kreuz und Gera in Form von mit Tarnnetzen überspannten Armeefahrzeugen wahrnahm. Es handelte sich hierbei um die 11. Mot.-Schützendivision der NVA oder Teile derselben, die zum Glück dann doch nicht das Territorium der ČSSR betrat.
Abschließend beschrieb ich ihm noch die Freikaufpraxis des MfS, verbunden mit Informationen zum Fluchtflugzeug und seinem Erbauer.
(Dauer: ca. 25 Minuten)
Im Haftkeller machte ich mich auf die Suche nach Spuren von Gittertüren, die dort zu Stasi-Zeiten zusätzlich zu den heute noch vorhandenen eingebaut waren und im Nachhinein offensichtlich entfernt wurden. Ich konnte 4–5 Türangeln und die dazugehörigen Schließbleche entdecken. Vielleicht fristen ein paar von diesen Türen ja irgendwo noch ein optimistisches Dasein ...
Der Zeitzeuge war Mitglied des Neuen Forums Dresden-Nord sowie des Bürgerkomitees zur Auflösung der Dresdner Stasi und zur Sicherung der Akten. Im folgenden werden Ereignisse und Fakten wiedergegeben, die er am 5. Dezember 1989 während der Besetzung der Bezirksverwaltung (BV) und davor/danach erlebte bzw. die sich zutrugen und in einigen Fällen möglicherweise unbekannt sind. Die Reihenfolge der Angaben entspricht jener während des Interviews:
Anmerkung: Im November 1989 wurde das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) in Amt für Nationale Sicherheit (Nasi) umbenannt. Zur Vereinfachung wurde oben durchgehend der Begriff „Stasi“ verwendet.
(siehe auch Eintrag vom 09.02.2020)
Gegen ein spendables Entgeld des Vertrauens können derartige Druckwerke dann direkt am Regal – wiederum von jedermann – erworben und mit nach Hause genommen werden. Inwieweit überlassene Publikationen auch Eingang in die GBS-Bibliothek finden, vermag ich nicht zu beurteilen.
(Man kann Bücher von Dieter Noll natürlich auch selbst behalten und trotzdem einen bescheidenen Obolus in Form einer Spende für das Haus leisten!)
Besonders eindrucksvoll war die Schilderung seiner Fluchtgeschichte über die bulgarische Südgrenze in der Nähe von Petritsch (Petrič, Петрич) und seiner Haft in der Strafanstalt Brandenburg-Görden (allgemein als Zuchthaus Brandenburg-Görden bekannt).
Zum anderen zeigte ich einem Besucher aus Nordrhein-Westfalen das Hafthaus, den Stasi-Freigang, die Fahrzeugschleuse und den Haftkeller. Da er kurz vor Toresschluß aufkreuzte und es zudem noch eilig hatte, war er umso erfreuter über die schnell gegebenen Informationen und bedankte sich am Ende noch mit einer großzügigen Spende.
... ein abwechslungsreiches „Forum GeBeEssum“. :-)
(Dauer: ca. 45 Minuten)
So lautet das Thema eines Vortrags von Herrn Dr. Klaus-Dieter Müller, der über acht Jahre die im Stasi-Unterlagen-Archiv Dresden aufbewahrten Häftlingsunterlagen der U-Haftanstalt Bautzner Straße Dresden erfaßte und auswertete. Seine Ergebnisse präsentiert der Historiker
amim
„Was waren die Haftgründe und wie veränderten sie sich über die Zeit? Wie lang war die durchschnittliche Haftdauer? In wie vielen Fällen kam es zu Verurteilungen und welche Strafen wurden verhangen [sic]? Diese Fragen wird Klaus-Dieter Müller in seinem Vortrag beantworten [...].“[13]
Der Eintritt ist kostenlos.
(siehe auch Eintrag vom 29.06.2023)
(Dauer: ca. 15 Minuten)
Es waren eine Menge dankbarer Fragen, die mir gestellt wurden und die ich mit ebensolchen Entgegnungen ausführlich beantwortete. Zu einer ganz bestimmten Frage konnte ich jedoch keine Auskunft geben:
»Wer entschied, welche Häftlinge durch die Bundesrepublik Deutschland freigekauft werden und welche nicht?«
... ein ganz feines „Forum GeBeEssum“. :-)
(Dauer: ca. 20 Minuten · siehe auch Eintrag vom 27.12.2023)
Die beiden Zeitzeugen waren 1945 wegen des Verdachtes der Mitgliedschaft in der nationalsozialistischen Partisanen-Organisation „Werwolf“ bzw. wegen der Tätigkeit als Ausbilder in der Motor-Hitlerjugend in sowjetischer Untersuchungshaft:
Im Anschluß daran wurden sie bis 1948 in sowjetische Spezial- bzw. Internierungslager verbracht:
Die Internierungen erfolgten jeweils ohne vorherige Gerichtsverhandlung und somit ohne rechtskräftiges Urteil.
(siehe auch Eintrag vom 09.02.2020)
Meine Verbindung zur Erinnerungsstätte bleibt jedoch dahingehend bestehen, daß ich sie auf Google in unregelmäßigen Abständen rezensiere; des weiteren betreibe ich weiterhin mein Tagebuch zur Einrichtung.
In ebenfalls unregelmäßigen Abständen besuche ich die Gedenkstätte vor Ort, um Informationen zu sammeln und zu geben. Insbesondere beschäftige ich mich mit Zeitzeugen-Interviews und verfolge den Baufortschritt der neuen Dauerausstellung.
Zudem suche ich das spontane Gespräch mit Besuchern. Sofern auch diese es wollen, kommt dabei ein für beide Parteien erbaulicher Informationsaustausch zustande. Bisher fand diese Art und Form der Kommunikation sehr aufmerksamen Anklang – auf beiden Seiten.
Über all diese Dinge schreibe ich ausführlich – und teilweise auch kritisch – in meinem Tagebuch. Ein „demokratiecampus.de“, wie das Haus sich selbst nennt, hat sicherlich nichts dagegen und kann das aushalten.
Die Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden war, ist und bleibt meine Reibefläche.
(siehe auch Eintrag vom 08.07.2023)
Der Zeitzeuge wurde durch einen ehemaligen Fliegerkameraden gebeten, „Informationen über sowjetische Kasernen zu sammeln und regimekritisches Material an andere zu verteilen“. Er übernahm „diese Aufgabe, ohne zu wissen, daß sein Bekannter für den britischen Geheimdienst arbeitete.“[16]
Von seiner Verhaftung im Jahr 1948 bis zu seiner Entlassung im Jahr 1960 passierte bzw. durchlebte er während seiner Odyssee folgende Stationen:
Das Interview schloß der Zeitzeuge mit den Worten: »Nun ist es eben so, das Ganze ist überstanden. Man hat’s überstanden und ist letzten Endes 91 Jahre geworden. Punkt.«[18]
(siehe auch Eintrag vom 09.02.2020)
Einer von ihnen (LK) führte heute eine Gruppe junger Menschen eines beruflichen Schulzentrums durch die Gedenkstätte. Zwei Attribute waren dabei für mich, der ich mich dieser Klasse anschließen konnte, besonders hervorhebenswert: pädagogisch geschickt und emotional berührend.
Es war – bei bis jetzt neun verschiedenen Referenten – meine insgesamt zehnte Führung, die ich seit 2017 miterleben durfte.
Zwei Interviews zum Strafgefangenen-Arbeitskommando (SGAK) beschäftigten mich heute. Die Zeitzeugin und der Zeitzeuge berichteten detailliert und vor allem ausgewogen über ihre bzw. seine Haft- und Arbeitszeit in der Wäscherei bzw. Kfz-Werkstatt der Bezirksverwaltung.
Wer mehr über die beiden Zeitzeugen und das SGAK erfahren möchte, kann sich die beiden Interviews direkt vor Ort im Foyer des Hauses zu Gemüte führen – zwei bis zweieinhalb Stunden sollten dafür eingeplant werden.
Tip: Mittwochs können Besucher – wie auch ich einer bin – die Gedenkstätte ab 15:00 Uhr kostenlos betreten!
zehntausendsechshundertfünfzig[21]
Diese Zahl benennt und verkörpert die Anzahl der Ermittlungsverfahren und demzufolge der Untersuchungshäftlinge in der Dresdner Stasi-Bezirksverwaltung zwischen 1950 und 1989 – ohne Mehrfachnennung von Inhaftierten, Forschungsstand: Juni 2023.
Daneben wurde das gesamte Forschungsmaterial, dessen Zusammentragen acht (!) Jahre in Anspruch nahm, noch nach vielen anderen Gesichtspunkten sowie Auswertungskriterien und folglich mit viel Zahlenwerk umfangreich dargelegt. :-)
(siehe auch Eintrag vom 31.05.2023)
Anschließend wollte ich mich mit 1–2 Zeitzeugen-Interviews beschäftigen. Auf meine Frage, warum denn die Medienstation im Foyer ausgeschaltet sei, erklärte man mir, es wäre „heute zuviel“ (?). Meine daraus resultierende, Aufklärung erhoffende Nachfrage wurde wie folgt wörtlich beantwortet: »Die Medienstation ist ausgeschaltet! Punkt!« :-(
Ich werde mir bei dieser Art von „Besucher-Service“, der aus meiner Sicht recht wenig mit gelungener Öffentlichkeitsarbeit zu tun hat, offenhalten, ob ich ab sofort wieder auf den Facebook-Seiten der GBS Dresden kommentiere.
(siehe auch Eintrag vom 14.06.2023)
So heißt das Thema einer Veranstaltung, die – wie schon zum letztjährigen – auch zum diesjährigen Tag des offenen Denkmals am
Sonntag, dem 10. September 2023, um 10:00 Uhr,
Die Teilnahme am Rundgang ist kostenlos.
Der Zeitzeuge verweigerte als Zeuge Jehovas den Wehrdienst. Er wurde durch die Volkspolizei (VP) verhaftet und kam ins Untersuchungsgefängnis auf der Schießgasse. Während der Verhandlung auf dem Militärgericht Dresden, Dr.-Kurt-Fischer-Platz, wurde er 1976 zu 22 Monaten Haft verurteilt, die er im Strafgefangenen-Arbeitskommando (SGAK) der Bezirksverwaltung (BV) ableistete. Dort war er in der Kfz-Werkstatt tätig. Die Reihenfolge der Angaben entspricht jener während des Interviews:
(siehe auch Eintrag vom 09.02.2020)
Möglicherweise erfolgt die Registrierung nicht voll- sondern nur halbautomatisch, d. h. die zugeschickte E-Mail-Adresse wird durch das System mit Bestätigung „zur Kenntnis“ genommen, aber nicht automatisch in den Verteiler eingetragen, hingegen später von Hand nachgepflegt. Das könnte des Ungemachs Ursache sein.
Mal sehen, ob Joganovichs Newsletter-Bemühungen jetzt nach diesem kriminalistischen Exkurs endlich belohnt werden ... :-)
(siehe auch Eintrag vom 01.09.2023)
Im Gästebuch der GBS Dresden verewigten sich heute zwei Frauen, die Angehörige eines Mitgliedes der Belter-Gruppe (!) waren. Leider „erkannte“ ich sie erst, als sie bereits weg waren. Es hätte vielleicht ein richtig gutes „Forum GeBeEssum“ werden können.
(siehe auch Eintrag vom 22.06.2022)
(siehe auch Eintrag vom 31.08.2023)
(siehe auch Eintrag vom 27.08.2023)
Der geneigte Interessent mag berechnen, wieviel Prozent der Einwohner des Bezirks Dresden (1,7 Mio. bzw. 1,8 Mio.) sich durchschnittlich über jeweils beide Zeiträume pro Jahr in U-Haft befanden. Die Prozentsätze p2[24] bzw. p3[25] liefern die Ergebnisse:
Bei der Betrachtung aller Mittel und Methoden des Staatssicherheitsdienstes sind die ermittelten, relativ kleinen Zahlen jedoch nur „die Spitze des flächendeckenden Stasi-Eisbergs“. Neben Untersuchungshaft und Strafvollzug müssen hierbei noch Dinge wie Observation, Einschüchterung und Zersetzung herangezogen werden.
Im „Forum GeBeEssum“ kamen wir – ein Paar aus Chemnitz und ich – in der Fahrzeugschleuse miteinander ins Gespräch. Wir sprachen über den Gefangenentransportwagen, das Fluchtflugzeug von Michael Schlosser, die Freikaufpraxis, den Elektrokarren und die Strafgefangenen-Arbeitskommandos der Männer und Frauen.
Wir tauschten uns zum Volksaufstand in der DDR 1953, zum Ungarischen Volksaufstand 1956, zum Prager Frühling 1968 sowie zur Gewerkschaft Solidarność 1980 und zur Ausrufung des Kriegsrechtes in Polen 1981 aus. Außerdem beleuchteten wir die Veränderungen in Osteuropa, die ab 1985 durch Михаил Сергеевич Горбачёв eingeläutet wurden. Eine Frage, die wir uns zum Mauerbau 1961 stellten, lautete:
»Was wäre passiert, wenn die Mauer nicht gekommen wäre?«
Da die beiden Besucher aus Chemnitz stammten, kam ich nicht umhin, sie auf die Eröffnung des neuen Lern- und Gedenkortes im früheren Hafttrakt B des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses in Chemnitz am 20. Oktober 2023 mit anschließendem Eröffnungswochenende am 21. und 22. Oktober 2023 hinzuweisen.[26]
(Dauer: ca. 40 Minuten · siehe auch Eintrag vom 16.08.2023)
(siehe auch Eintrag vom 13.08.2023)
Ab jetzt ist das Haus für mich wieder ein 3‑Sterne-„Hotel“. :-)
(siehe auch Eintrag vom 01.08.2023)
Der räumliche Schnitt des Haftkellers zu NKWD/MGB-Zeiten stand zunächst im Mittelpunkt, verbunden mit den verhängten Strafmaßen durch die Sowjets, vom Arbeitslager in Воркута bis hin zu den vollstreckten Todesurteilen in der Moskauer Бутырка.
Ich schilderte ihnen die Aufgabe des Haftkellers als Strafgefangenen-Arbeitskommando (SGAK) der Männer, die Zuführungspraxis der Stasi mit Kraftfahrzeugen der Marken Barkas B 1000 und Wartburg Tourist sowie die Freikaufmodalitäten. In diesem Zusammenhang ließ ich auch Herrn Schlossers Fluchtgeschichte samt -flugzeug lebendig werden.
Die beiden Frauen erzählten mir vom Prozedere ihrer Ausreiseanträge wie Wartezeiten, Ablehnungen, Beschwerden und Mitnahme von Habseligkeiten in den Westen, aber auch von Haftzeiten von Menschen aus ihrem Umfeld im Frauengefängnis Hoheneck. In dieser Strafvollzugseinrichtung wurde durch Häftlingsarbeit Bettwäsche für Quelle (!) genäht.
Auf ihre Frage, ob ich während meiner Gespräche in der Gedenkstätte schon einmal Kontakt mit ehemaligen Untersuchnungshäftlingen hatte, berichtete ich ihnen von meinem ersten Tagebuch-Erlebnis im Januar 2019.
... ein sehr persönliches „Forum GeBeEssum“. :-)
(Dauer: ca. 50 Minuten · siehe auch Eintrag vom 27.01.2019)
Vorher gab es nur ein kleines „Forum GeBeEssum“. Im Wasserkarzer des sowjetischen Haftkellers kam ich mit 2–3 Leuten zusammen, denen ich anhand einer Zeitzeugenaussage[27] die Vorgehensweise in dieser Folterräumlichkeit beschrieb. Überdies unterhielten wir uns über das sowjetische bzw. russische (auch ukrainische!) Wesen, verbunden mit persönlichen Erfahrungen meinerseits und den Realitäten der gegenwärtigen Ereignisse.
(Dauer: ca. 10 Minuten)
––– In Arbeit –––
(siehe auch Eintrag vom 09.02.2020)
Im Haftkeller bezog sich die Unterhaltung vor allem auf die Strafgefangenen-Arbeitskommandos der Männer und Frauen, im Foyer ging es um emotionale Belange, die es nur dem Familienvater gestatteten, den Haftkeller zu besichtigen. Anhand der Rekrutierung von Angehörigen des MfS-Wachregiments in Schulen sprachen wir über die Frage, wie Stasi-Mitarbeiter „geworben“ wurden.
Mein dreijährige Dienst in der NVA und die damit verbundene dortige Berufsausbildung sowie das nachfolgende Studium standen anschließend genauso im Mittelpunkt wie der mündliche Bericht über meinen ersten Tag im Westen am 13. November 1989, der von der Familie vor allen Dingen wegen des großen Detailreichtums mit erheblichem Staunen aufgenommen wurde.
(Dauer: ca. 80 Minuten)
Ich habe mir deswegen erlaubt, diesen Vorfall
im Beitrag vom 16. Juni 2023 zu kommentieren.[29]
(siehe auch Eintrag vom 05.11.2023)
Auch heute ist dieses Jubiläum ein Montag – genau wie damals, als niemend von den 70.000 Menschen auf dem Stadtring wußte, wie jener Tag enden würde.
(siehe auch Eintrag vom 09.10.2022)
Darüber hinaus sprachen wir über den starken Einfluß der SED in den DDR-Betrieben, welcher der Faktor für den wirtschaftlichen Niedergang des Systems war. Zudem bedeutete Arbeit in der DDR nicht nur die Herstellung von Produkten bzw. die Erbringung von Dienstleistungen, sondern auch eine Form der Sozialisierung – und Kontrolle, z. B. während einer Normalschicht von 6:30 Uhr bis 16:00 Uhr im Büro.
Über Werner Stiller und Dr. Werner Teske kamen wir zur Problematik „Todesstrafe in der DDR“, ihre Verhängung und Ausführung sowie die Abschaffung derselben im Jahr 1987. Bis 1955 auf dem Areal der heutigen Gedenkstätte Münchner Platz Dresden vollstreckt, wurde sie ab 1956 in der Arndtstraße 48 in Leipzig vollzogen. Überlegungen zum Film aus dem Jahr 2021 mit seiner inhaltlichen Verbindung zum Leben Teskes komplettierten die Betrachtungen.
... ein „Forum GeBeEssum“ mit einem Besucher an zwei verschiedenen Stellen des Hauses. :-)
(Dauer: ca. 50 Minuten)
(Video verfügbar bis 07.11.2024)
Während meines Besuchs des neu eröffneten Lern- und Gedenkortes im früheren Hafttrakt B des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses in Chemnitz ist mir eines vor Augen geführt worden:
Hier stehen Zeitzeugen mehrerer Epochen durch ihre vor Ort liebevoll aufbereiteten Lebensgeschichten mit Interviews, Photographien und Aktenauszügen im absoluten Mittelpunkt, getreu dem Leitgedanken des dortigen Vereins: Geschichte, Erinnern, Vermitteln.
Neben anderen Medien berichtete auch Deutschlandfunk Kultur.
Darin bezog sie sich auf Станіслав Володимирович Асєєв, der im Foltergefängnis in der östlichen Ukraine inhaftiert war.
Außerdem erwähnte sie sein Buch „In Isolation – Texte aus dem Donbass“.[30]
Zwei Tage später lieh ich mir besagtes Buch in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) aus. Am darauffolgenden Tag traf ich dann jene junge Frau wieder – in der SLUB. Eine Fügung? :-)
Diesbezüglich fristet auch das Fluchtflugzeug von Michael Schlosser in der Fahrzeugschleuse weiterhin sein seit Jahren revisionsbedürftiges Dasein.
Nachdem ich einem Besucher in der dritten Etage des Hafthauses den Störsignalgeber an der einschlägigen Zelle nahebrachte, vermutete er im weiteren Verlauf des Gespräches hinter den roten Rahmenkonstruktionen, die im Hafthaus und -keller bereits an vielen Stellen installiert sind, eine Erhöhung der Stabilität (!) für die Wände.
Während ich ihm den wahren Zweck erklärte, stimmten wir überein, daß Beschriftungen in der neuen Ausstellung mit einfachen, z. B. laminierten und in gedecktem Farbton gehaltenen DIN A4 Blättern dem Charakter der Gedenkstätte besser zu Gesicht stünden als professionelles Design.
„Forum GeBeEssum“-Fazit: Schicker Hochglanz ist dem ohnehin schwindenden Schrecken des Hauses eher ab- als zuträglich. Nur über ein erhöhtes Maß an Emotionalität und Einfachheit können Informationsgabe und Museumspädagogik richtig fruchten.
(Dauer: ca. 15 Minuten · siehe auch Eintrag vom 09.10.2023)
Nebenbei gesagt: Die Wochentage von damals entsprachen denen vom Jahr 2023 – es waren also auch ein Donnerstag, ein Sonnabend und ein Montag.
(Dauer: ca. 30 Minuten)
In der Cafeteria der Gedenkstätte sprach mich ein Mann an, der mir die Broschüre mit den Daten der hauptamtlichen Mitarbeiter der Dresdner BV[32] vorlegte und offensichtlich Rat wollte, wie er mit wiedererkannten Personen aus dieser Liste in der heutigen Zeit umgehen sollte ...
In diesem Zusammenhang kamen wir auch auf die heutige Rolle der Zeitzeugen bzw. Opfer bei der Aufarbeitung der DDR[33] und die über 9.000[34] ehemaligen Stasi-Objekte zu sprechen.
... ein ganz spezielles „Forum GeBeEssum“.
(Dauer: ca. 70 Minuten)
Obwohl ich für die Veranstaltung keine Einladung hatte, wurde ich von einem sehr liebenswürdigen Zeitzeugen in die große, mit reichhaltig gedeckten Tischen ausgestattete Räumlichkeit „hineinmanövriert“ und kam somit auch in den Genuß des Veranstaltungsprogrammes – vor allen Dingen der schmackhaften Kartoffelsuppe, der feinen Lebkuchen und des roten Traubensaftes. :-)
(siehe auch Eintrag vom 05.12.2022)
Die Hauptüberschrift lautet:
Die Zwischenüberschriften beinhalten:
Der Verfasser des dazugehörigen Wortbeitrages ist:
Wohl bekomm’s!
Seit einigen Jahren ist dieser Stein leider nicht mehr an seinem Ort. Nachdem ich im Juli 2017 in der GBS Dresden eine Tätigkeit aufnahm, versuchte ein Mitarbeiter zusammen mit mir jenes Erinnerungsmal zu finden – vergeblich.
Auch wenn seine Bezugsperson von der „anderen Seite“ stammte, erzählte dieses bedeutende Zeitzeugen-Objekt doch sehr viel über den KGB-Oberst Rudolf Abel, der im Jahr 1969 von der Juristischen Hochschule des MfS in Potsdam-Golm die Ehrendoktorwürde verliehen bekam und im Jahr 1970 als Gast der Regierung und des MfS die DDR besuchte – wobei jener Aufenthalt auch eine Besichtigung der Glienicker Brücke, auf der er im Jahr 1962 als einer der erfolgreichsten der UdSSR in den USA ausgetauscht wurde, einschloß.
Wo ist der Gedenkstein für Dr. h. c. Rudolf Iwanowitsch Abel abgeblieben?
(siehe auch Eintrag vom 30.12.2023)
Noch einmal führte mich mein Weg nach Chemnitz in den neu eröffneten Lern- und Gedenkort im früheren Hafttrakt B des ehemaligen Kaßberg-Gefängnisses. Ich verbrachte ca. drei Stunden in der Gedenkstätte und bekam endlich eine Antwort auf eine Frage, die mich schon lange beschäftigte:
»Wer entschied, welche Häftlinge durch die Bundesrepublik Deutschland freigekauft werden und welche nicht?«
Die Antwort erhielt ich in der ersten Etage des Hauses – im gelb gekennzeichneten Kopfbau, wo in einer systematisch-chronologischen Darstellung die Zusammenhänge des Freikaufs präsentiert werden, deren Veranschaulichung hier jedoch den Rahmen sprengen würde.
Fahren Sie also am besten selbst zu diesem Ort des Wissens und des Lernens nach Chemnitz ... :-)
(siehe auch Eintrag vom 07.06.2023)
Was ich drei Tage zuvor während meiner Kaßberger Besichtigungs- und Lerntour nicht vertiefen konnte, holte ich heute nach. Im Zuge dessen spielte das Thema „Dr. Rudolf Iwanowitsch Abel“ eine große Rolle – war jener Agent doch Teil des ersten Coups vom späteren Freikauf-Anwalt Dr. Wolfgang Vogel.
Darüber hinaus kam ich mit dem sehr aufmerksamen und angenehmen Personal des Besucher-Service ins Gespräch, in dessen Verlauf wir uns auch über eine etwaige Mitgliedschaft im „Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e. V.“ austauschten. :-)
(siehe auch Eintrag vom 20.12.2023)
Bonne chance!
Das „Forum GeBeEssum“ wird in der Zwischenzeit weitergeführt und novelliert – auch ohne neue Einträge hier im Tagebuch.
Quellen:
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* nicht persönlich vor Ort
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